Im Jahr 2000 zog ich nach London und fasste recht schnell Fuß dort. In Süd - London gestartet, Bin ich dort auch dann auch geblieben. Es ist ja recht bekannt, dass der Londoner an sich zwischen Norden und Süden der Stadt unterscheidet. Im Norden gilt es als reicher, nobler, es befinden sich dort viele bekannte Sehenswürdigkeiten und der Transport ist besser aufgestellt.
Im Süden gibt es nur zwei Linien der U - Bahn, der sogenannten tube. Sie fahren auch nicht sehr weit in den Süden, so dass der Londoner da mit Bus oder Zug unterwegs ist. Züge fahren weniger oft und haben auch häufig Verspätung oder fallen sogar ganz aus. Ich habe mich im Süden sehr wohl gefühlt. Es gibt reichlich schöne Gegenden und es ist auch recht grün zwischendrin.
Herne Hill zum Beispiel. Dort lebte ich ein Jahr. Angefühlt hat es sich wie ein kleines Dorf. Die Großstadt findet dort nicht statt. Viel Grün, schöne Prachtstrassen mit tollen viktorianischen Häusern und gemütliche Restaurants, Cafes und Einkaufsläden. Eine weitere Station war dann Clapham North. Clapham ist ein cooler Stadtteil, indem vor allem jüngere, sogenannte „young professionals“ wohnen. Ältere Bürger sieht man doch sehr selten auf der Straße. Es gibt immens viele Restaurants, Bars, Clubs und Cafes und einen großen, sehr beliebten Park, den Clapham Common. Die Anbindung an die Innenstadt ist perfekt, da Clapham an der Northern Line liegt, die viele beliebte Ziele ansteuert und eben mit der Victoria Line eine der zwei einzigen „tubes“ im Süden Londons sind. Man kann sich gut vorstellen, daß besonders dort die Immobilienpreise und Mieten enorm gestiegen sind in den letzten Jahren. Ein fast unbezahlbares Unterfangen für viele Londoner. Nach einem kurzen Wohnen in Clapham North ging es dann für ein Jahr nach Kennington. Nein, nicht Kensington, auch wenn mir das lieber gewesen wäre. Kennington liegt recht nah am Zentrum, ebenfalls an der Northern Line und es braucht gerade mal 10 Minuten mit der tube bis man mitten in der Stadt ist und im Trubel der Touristen. Es gibt schöne Ecken, die man aber kennen muss. Touristen verirren sich dahin recht selten, da es eben ein reines Wohngebiet ist, welches ordentlich durch den starken Autoverkehr durchbrochen wird. Es führen eben einige Haupstraßen in den weiteren Süden sowie ins Zentrum von London durch Kennington. Mit einer guten Freundin wohnte ich dort direkt am Park, wo man ab und an auch mal Tennis spielen konnte. Battersea war die nächste Station. Wenn man den großen Bahnhof Clapham Common Station verläßt, spürt man gleich den für London typischen Flair. Ein Restaurant und Geschäft nach dem anderen reihen sich an etlichen Straßen entlang. Obendrauf gibt es natürlich einige große Supermärkte, sogar ein Kaufhaus ist vorhanden vor dem sogar mal „Mr. Bean“ gedreht wurde. Schöne Häuserzeilen, die Nähe zur Innenstadt und dem schönen Clapham Common Park und gute Anbindungen überall hin, machen es zu einem der vielen top spots. Meine eigene kleine Wohnung verwirklichte ich mir dann für drei Jahre in Streatham. Einige nennen es mit Humor auch „St. Reatham“, weil es doch dadurch einfach aristokratischer klingt.
Streatham ist sehr durchwachsen. Es gibt die ganz normalen Londoner Straßen mit den immer gleichen Häusern, eine große Hauptstraße mit ordentlich Einzelhandel und Gastronomie. Ich wohnte am unteren Ende, zwei Straßen vor dem nächsten Vorort Norbury. Streatham hat mit dem Common auch einen sehr schönen Park, wo es sogar eine besonders toll angelegte Blumen und Pflanzenwelt gibt, wo man gemütlich auf einer Bank sitzen kann und dem Bienentreiben im Sommer zusehen kann. Ich war zwar etwas weiter weg von Trafalgar Square und Co, aber dafür hatte ich meine eigene Wohnung mit Garten. So ist das halt in einer Millionenstadt. An Erfahrungen sammeln fehlte es jedenfalls in keinster Weise. Man lernt überall so viele Menschen kennen, sei es beruflich oder privat. In London gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt. Einige der besten Museen sind vor Ort, meistens mit freiem Eintritt. Dazu kommen Oper, Musical und Theater. Galerien, Ausstellungen und events gibt es ohne Ende und wer gerne essen geht oder einkauft, der wird London lieben und immer wieder kommen. Die Stadt hat trotz der Hektik und des Trubels einen magischen Anziehungspunkt.
Einmal in einer Weltstadt gelebt zu haben, ist eine aufregende und inspirierende Erfahrung, die ich wirklich jedem empfehlen kann. Der Horizont wird erweitert, man lernt eine Fremdsprache dazu und hat sowas wie eine zweite Heimatstadt und viele Freunde neu hinzugewonnen. In drei Tagen kann man die meisten Sehenswürdigkeiten betrachten, wer eine Woche minimum verreist, erlebt auch andere Facetten dieser pulsierenden Metropole.
Bei einem Erstbesuch empfiehlt sich im Herzen der Stadt:
Nördlich der Oxford Street befindet sich das Viertel Marylebone mit viel schöner Architektur und exklusiven Geschäften und Restaurants. Einfach entlangschlendern und den vielen Touristen auf der Oxford Street ein Schnäppchen schlagen. Hinter der Oxford Street beginnt Holborn. Eher ein Geschäftsviertel gibt es hier aber die Lincoln’s Inn Fields, welche sehenswert sind. Gleich um die Ecke befindet sich auch der Smith of Smithfield Fleischmarkt.
Vom Strand bei Covent Garden weiter kommt das Somerset House (im Winter mit Eislaufbahn), vorbei an der St. Clemens Danes Church, den berühmten Royal Courts of Justice, entlang der Fleet Street (früher die Straße der Zeitungsverlage) mit Ihren vielen tollen Gebäuden und einem wunderschönen alten Pub (war früher eine Bank) geht es direkt auf die St. Pauls Kathedrale zu.
Von dort kann man über die anfangs zu stark wankende Millennium Bridge zur Tate Modern, dem Museum moderner Kunst. Allein schon das alte Kraftwerk ist ein Foto wert. Inzwischen gibt es einen Neubau, der architektonisch auch sehr interessant ist. Entlang der Themse kann man wunderbar spazierengehen. Weiter östlich kommt man am Shakespear’s Globe vorbei. Bei der Southwark Bridge geht man ein wenig von der Themse weg und bummelt gemütlich Richtung Southwark Cathedral. Der berühmte Borough Market ist direkt um die Ecke, wo es extrem leckeres zu kaufen und essen gibt. Gegenüber befindet sich der London Bridge Bahnhof und das recht neu gebaute the Shard, höchstes Gebäude von London mit einem Gourmet Restaurant und Aussichtsterrasse. Weiter geht es direkt an der Themse an der Hay’s Galleria direkt auf die City Hall, dem Londoner Rathaus, zu. Hier befindet sich moderne Architektur. Das Rathaus erinnert ein wenig an ein in Scheiben geschnittenes Ei. Weiter geht es zur Tower Bridge. Dahinter liegt das Butlers Wharf, nette kleine Straßen mit neu gestalteten Gebäuden, die früher Lagerhäuser waren. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Tower of London und das etwas versteckte St. Katharine Docks. Beim Tower kann man direkt mit der Docklands Light Railway zum Canary Wharf fahren und das ganz ohne Schaffner automatisch. Was mit dem Canary Wharf Hochhaus begann, ist jetzt eine kleine Hochhausstadt mit etlichen Banken, Firmen und dazu Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Pubs und Restaurants. Hier gibt es genauso interessante Architektur zu entdecken. Durch einen Tunnel zu Fuss oder per Schiff kommt man auf die andere Seite nach Greenwich. Ein netter, idyllischer Stadtteil der das Old Royal Naval College beherbergt, ebenso wie das alte Schiff Cuts Sark, das National Maritime Museum, Queen’s House, einen wunderschönen hügeligen Park und das Royal Observatory Greenwich.
Läuft man an der Themse von den Houses of Parliament nach West, kommt man an der Tate Britain (Museum) vorbei und an dem gegenüberliegenden Stadtteil Nine Elms, wo gerade viel gebaut wird. Es entsteht ein ganz neues Viertel mit Luxuswohnungen, Geschäften und Firmengebäuden, auch die neue US Botschaft befindet sich dort. Weiter die Themse entlang kommt die historisch schöne Chelsea Bridge. Der Battersea Park lädt zum Verweilen ein. Gegenüber dem Park befindet sich der tolle und reiche Stadtteil Chelsea. Bummeln Sie dort die vielen herrschaftlichen Strassen auf und ab, shoppen Sie auf der King’s oder Fulham Road. Am Ende der King’s Road kommt der Sloane Square. Laufen Sie die Sloane Street hoch. Wenn Sie Designerkleidung lieben sind Sie da genau richtig. Ein Designer Store folgt dem anderen, die protzige Architektur inbegriffen. Am Ende der Sloane Street wartet das bekannte Kaufhaus Harvey Nichols. Sehr bekannt für seine sehr aufwendig gestalteten Schaufenster, auch wenn sie nicht sehr tief sind. Links entlang der Brompton Road heisst es shoppen shoppen shoppen. Sie werden von weitem schon das Harrods erkennen. Alle Schaufenster der Luxuskaufhäuser haben meist tolle Installationen und sind ein Hingucker. Es folgen das phänomenale Victoria and Albert Museum. Ein absolutes Muss. Der Architektur wegen und den Ausstellungen. Gleich nebenan befindet sich das Natural History Museum. Inzwischen sind wir in South Kensington angelangt.
Eine sehr noble Gegend Londons, eigentlich wie die gesamte Innenstadt. Nördlich kommen Sie direkt zum Hyde Park mit dem Kensington Palace, dem Albert Memorial und der Royal Albert Hall. Auf dem kleinen See „the Serpentine“ kann man nett Boot fahren. Wer immer noch nicht genug vom Einkaufen hat, läuft weiter westlich auf die Kensington High Street. Ausruhen kann man sich im schönen Holland Park. Ein Besuch im Design Museum lohnt allemal.
Sehenswert ist auch der Stadtteil Notting Hill mit seinem Portobello Road Market. Wer es mehr funky und ausgeflippt haben möchte, findet sich in Camden Town auf der Hauptstraße und im Camden Market wieder. In Soho kann man gut abends ausgehen. Mit dem Bus (empfehlenswert da man viel sieht) oder der Northern Line kommt man nach Hampstead. Im Norden Londons abseits vom Tourismustrubel findet man einen sehr ruhigen, village typischen Stadtteil vor, der einlädt zum Bummeln, Einkaufen oder Essen gehen. Wer die Natur sucht findet mit dem Hampstead Heath einen großen Park mit mehreren kleinen Seen und mit dem Parliament Hill View einen tollen Spot die Weltstadt von etwas weiter weg und oben zu sehen. Wenn man schon da ist, sollte man den Highgate Cemetary, den Friedhof in Highgate besuchen. Da taucht man fast in eine Märchenwelt ein mit all den Grabhäusern, Wegen und Torbögen wirkt es wie eine verschwundene Stadt. Unter anderem George Michael und Karl Marx liegen hier begraben.
In Islington kann man wunderbar an den kleinen Londoner Kanälen entlanglaufen, sieht viele Hausboote und der ein oder andere gemütliche Pub ist auch auf dem Weg und lädt zu einem leckeren englischen Ale ein.
Egal wo es sie hintreibt in dieser schier unendlichen Weltmetropole, London ist immer eine Reise wert.